Vorgeschichte
Bei einem gemeinsamen Abendessen vor ca. 18 Jahren kam ich mit Jeremias in Kontakt. Jemand gab mir den Hinweis, frag ihn nach seinen Projekten. Du wirst erstaunt sein. Er macht interessante Sachen. Neugierig geworden sprach ich Jeremias an. Er erzählte von Kinderpatenschaften, Hausbauprojekten, Frauengruppen, etc.
Ich lud ihn ein, einmal in meine damalige Pfarrei Gundelsheim und Lichteneiche zu kommen. So kam er im darauf folgenden Sommer (2002) zur Ferienvertretung in unsere Gemeinde. Damit begann unser Indienprojekt.
Klein und bescheiden fingen wir mit Informationsabenden an, bei dem Jeremias Bilder zeigte und von seiner Arbeit berichtete. Die ersten Patenkinder wurden vermittelt und durch einzelne Aktionen der Kommunionkinder und Firmlinge unterstützten wir Jeremias. Vor allem durch die Mund-zu-Mund-Propaganda ist unser Projekt gewachsen und gewachsen.
Im Herbst 2004 war ich für knapp drei Monate in Indien, um selbst zu sehen, wie die Arbeit vor Ort von statten geht. Für mich war das eine äußerst beeindruckende und intensive Zeit.
Kurz nach meiner Rückkehr und der Übernahme meiner neuen Pfarrei in Stegaurach ereignete sich am 26. Dezember 2004 der Tsunami im Indischen Ozean. Betroffen war auch die von mir kurz vorher besuchte Region in Südindien. Viele Leute und Gruppen kamen auf mich zu und wollten helfen, da sie wussten, wir hatten direkten und unmittelbaren Kontakt in das Katastrophengebiet. Mit Hilfe von Spendengeldern aus Deutschland konnten wir viele Menschen unterstützen: Akuthilfe, medizinische Unterstützung, Beschaffung von Arbeitsmaterial wie Netze, Boote, etc. Der größte Teil unserer finanziellen Ressourcen wurde für den Landkauf und den Bau neuer Häuser benötigt. Es zeigte sich, dass es zwar Hilfsorganisationen gab, die bereit waren, Häuser zu errichten, aber niemand wollte Geld zur Verfügung stellen, um den notwendigen Grund zu kaufen. Unmittelbar an der Küste, wo die Häuser bisher standen, wollten die Leute aus verständlichen Gründen nicht mehr bauen. Zudem hat es die Regierung verboten. So bestand die Hauptaufgabe von Jeremias darin, Land für den Hausbau zu erwerben. Bis die zahlreichen Verhandlungen in den verschiedenen Dörfern mit den Grundbesitzern abgeschlossen werden konnten, dauerte es einige Zeit. Nach etwa zwei Jahren konnten wir dieses Projekt beenden. Fährt man heute durch die Dörfer an der Küste, so finden sich viele Häuserzeilen, ja manchmal ganze Siedlungen, die für die Tsunamiopfer errichtet wurden.
In Deutschland sind damals viele Menschen auf uns aufmerksam geworden. In dieser Zeit ist die Zahl unserer Kinderpatenschaften erheblich gestiegen. Seitdem fahren wir jedes Jahr mit einer Gruppe von Interessierten nach Indien. Es ist für uns immer eine große Freude unsere Kinder und unsere Leute zu sehen. Ohne Übertreibung darf ich sagen, sie sind wirklich unsere Freunde geworden. Wir versuchen zwar ihnen ein wenig zu helfen, aber wir bekommen durch die Freude, die sie ausstrahlen, viel mehr zurück, als wir ihnen geben können.
Walter Ries, Pfarrer